Publikationen, Projekte, Persönliches

23.03.2018

Recherche: Jeder Mensch hat seinen Abgrund. Oder: Beware of misleading titles.

Mitten unter meinem Weihnachtsbücherstapel fand sich auch ein Buch, das ich eigentlich eher für mich selbst auf meine Amazon-Liste gesetzt hatte, weil ich es zur Recherche lesen wollte - was jetzt nicht heißt, dass es nicht eine gute Sache war es geschenkt zu bekommen.;-)

So richtig viele zielführende Hinweise konnte ich jetzt für mein PiP (project in progress, ich liebe Abkürzungen;-) nicht gewinnen in Norbert Nedopils Abgründen, aber vielleicht der Reihe nach:
Prostituiertenmörder, Briefbombenleger, Kinderschänder, Akteure im NSU-Prozess: Schon viele Menschen haben Norbert Nedopil einen tiefen Einblick in ihre Seele gewährt. Ein grundlegendes Interesse an der menschlichen Psyche lässt den bekanntesten forensischen Psychiater Deutschlands auf Spurensuche gehen: Welche Faktoren führen dazu, dass ein Verbrechen geschieht? Wann muss ein Täter ins Gefängnis, wann in die Psychiatrie? Was passiert nach dem Strafvollzug? Pointiert entschlüsselt Nedopil die gesellschaftlichen und psychologischen Dimensionen des Verbrechens und gibt Einblicke in seine spektakulärsten Fälle.

 Mein größtes Problem mit diesem Sachbuch ist eigentlich der Titel. Erinnert man sich noch an dieses Anne Boleyn Buch mit der Königin der Misleading Titles? Hier fühlte ich mich start erinnert, denn ich wusste irgendwie nicht wie sich das Thema des Klappentextes mit dem - sorry - recht reißerischen Titel verträgt...

In Wahrheit ist die Antwort sehr einfach - tut es nicht.;-)
Naja gut, oder lasst es mich so sagen: Die Spurensuche nach den Auslösern eines Verbrechend hat natürlich immer irgendwie inhärent die Feststellung inne, dass niemand als Mörder, Kinderschänder etc. geboren wird, sondern dass verschiedene Faktoren zusammen kommen müssen.
Das könnte dann im Weiteren dazu führen, dass man sich darüber unterhalten könnte, dass also eigentlich jeder Mensch unter diesen Umständen zum Mörder oder sonstwas werden könnte.

Da das Buch aber sehr lange und oft darauf verweist wie speziell und einzigartig die vielen verwobenen Einflüsse interagieren müssen, damit das passiert und wie unwahrscheinlich es daher ist, dass die meisten Menschen in ihrem Leben überhaupt straffällig, geschweige denn Gewaltverbrechen begehen werden, ist das dann auch wieder irgendwie egal...

Ich fand es für mich schade, dass ich hier nicht wirklich viel Neues lernen konnte - was in keinster Weise die Schuld des Autors ist. Die psychologischen Darstellungen beispielhafter Täter sind ihrer Kürze wegen jetzt nicht unbedingt so überraschend und im Gegensatz zur Operanten Fallanalyse, von der ich vorher keine Ahnung hatte, konnte ich hier auch auf etwas mehr Bücherwissen zurückblicken.

Für meine weitere Recherche habe ich mir daher jetzt die knallharte Universitäts-Fachliteratur ausgeliehen, bei der ich vermutlich rettungslos in trockener Theorie ersticken werde, aber hey, you suffer for your art, amiright?;-)

Dieses Extrem würde ich daher nicht empfehlen, wenn es nicht unbedingt sein muss - wer sich für die Praxis und Theorie von Forensischer Psychatrie in leicht lesbarer, unterhaltsamerer Form interessiert, ist hier sicherlich besser aufgehoben.
Für mich kommen unterm Strich damit trotzdem nur 3 von 5 Probanten zusammen, aber hey, subjektive Einschätzungen sind halt a bitch.;-)

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