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15.11.2009

Nachtrag II: Josephine & Napoleon

Vielleicht hat man's an meinem Versailles Hintergrund schon erkannt - ich muss ja noch berichten, wie meine Josephine Bücher waren!;)

Eigentlich allerdings bräuchte man dazu gar nicht mehr viel sagen, wenn man sich kurz vergegenwärtigt, dass ich am 5.11. das "erste Buch noch auslesen" musste und am 11.11. den letzen Band aus der Hand gelegt habe - das macht ca. 1400 Seiten in 10 Tagen...war wohl spannend, würd' ich so behaupten.;) Mein Mann meint allerdings ich sollte solche tragischen Geschichten nicht mehr lesen, er hätte dann immer die Arbeit mich wieder aufzuheitern...^^
Ich kann ja nichts dafür, andere weinen eben über Soapoperas, oder dumme Schnulzenfilme und trotzdem kukt/liest man's immer wieder...es muss nicht immer alles Sinn machen, was Frauen so tun!;) Da diese Feststellung alleine als Rezi aber noch nicht viel taugt, geb' ich mir mal was Mühe! Aaalso:

Die Josephine Triologie von Sandra Gulland erzählt in Tagebuch Form die Geschichte von Rose "Josephine" Tascher, die als junges Mädchen von Martinique nach Paris verheiratet wird, im Terror der Revolution verwitwed, einen verheirateten Mann liebt und schließlich einen seltsamen, kleinen Korsen heiratet, der den Plan hat Herrscher der Welt zu werden.
Sie wird die "Siegesgöttin", der "Barmherzige Engel" und Kaiserin der Franzosen, aber sie ist 6 Jahre älter als Napoleon - was im damaligen Diktus heißt "unfruchtbar".
Auf dem Höhepunkt des "neuen Kaiserreiches" wird sie daher aus politischem Kalkül zur Scheidung und Abdankung gezwungen, um Platz für eine jüngere, fruchtbare Königstochter zu schaffen, die endlich den ersehnten Kronprinzen zur Welt bringen soll.

Dass die Geschichte tragisch endet, brauche ich wohl niemandem zu erzählen, der einmal den Wikipedia Artikel zu Napoleon gelesen hat. Die erste Schlacht, die Napoleon ohne seine "Siegesgöttin" schlägt, nennt man bis heute die "russische Katastrophe" und Josephine musste zum Glück die Verbannung nach St. Helena nicht mehr miterleben. Sie starb - in der damaligen Zeit medizinisch nicht ungewöhnlich - an "vernichtender Melancholie" und gebrochenem Herzen. Wie ein Zeitgenosse von Napoleon sagte: "Da wird er ans Ende der Welt verbannt und hat vorher die einzige Frau verstoßen, die sogar dieses Schicksal erträglich gemacht hätte."

Und trotzdem schafft die rein subjektive Perspektive, die die Tagebuch Form herausfbeschwört, einen erfrischend neuen Blick auf altbekannte Tatsachen. Manchmal bleiben die historischen Fakten - trotz guter Recherche - ein wenig vage (subjektiv eben), aber dafür kann man ja im Anschluss ein Sachbuch lesen!;)
Einen einzigen Abzug muss ich allerdings geben: Ich finde nicht, dass Fußnoten mit Hintergrundfakten in ein belletristisches Buch gehören. Von mir aus kann man Endnoten machen, wenn es denn unbedingt sein muss, aber in einer Ich-perspektivischen Erzählung plötzlich mit Fußnoten anzukommen, wie "Hier spricht sie übrigens von demunddem, der hat damals blabla" wirkt für mich einfach plump...Ich bin allerdings auch kein Freund der Vermaktungsstrategie "Ich bin gar nicht der Autor, ich gebe hier die 'Wahren Erzählungen' wieder, die bei meiner Oma zufällig auf dem Dachboden herumlagen blabla" für rein fiktionale Werke - historisch-fiktional ist immer noch fiktional. Wenn man was geschrieben hat, soll man auch dazu stehen - gut, Walter Moers und seinen Blaubär mag ich trotzdem, aber das ist auch ein etwas anderes Genre!;)

Also gibt es von mir 4,5 von 5 Standarten für eine wirklich gut erzählte Geschichte in 3 Teilen. Bitte für den letzten Band die Taschentücher nicht vergessen!;)

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