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22.02.2015

Fantasysprech und Disskussionsführung (Zwichenstände)

Es ist ja ein nicht besonders geheimes Geheimnis jedes längerfristigen Projektes, dass man sich Zwischenziele setzen und diese dann auch entsprechend abfeiern sollte, wenn man mal wieder einen Motivationsschub braucht.
Ich feiere also heute offiziell die Vollendung von Kapitel 10 von 20 von Elysion, auch bekannt als Ende von Teil I!
Ich habe es erfolgreich geschafft die Welt an den Rand des Untergangs zu bringen, jetzt muss ich mir in den nächsten 10 Kapiteln überlegen, wie ich den Karren wieder aus dem Dreck ziehe.;-)

Bevor ich aber mein Background Processing darauf ansetze (als bräuchte es dazu irgendwie Anleitung...;-), wollte ich noch kurz 2 kleine Beobachtungen teilen, die sich aus diesem letzten Überarbeitungszyklus ergeben haben und die ich zumindest sehr interessant fand:

1. Fantasy und liebgewonnene Redewendungen
Es ist ja ein genauso ungeheimes Geheimnis, dass ich mit "traditioneller" Fanatasy eigentlich nichts anfangen kann und sie auch nicht lese - das merke ich vor allem immer dann, wenn es darum geht gewöhnliche Begriffe und Redewendungen in einen Fantasykontext zu übernehmen. Wer würde schon 2x darüber nachdenken in einem normalen Text sowas zu schreiben wie "Irren ist menschlich"? Jeder, der sich mit einer nicht ausschließlich menschlichen Gesellschaft rumschlagen muss!
Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass viele unserer Redewendungen nicht auf eine Zwerge-Elfen-Irgendwas Welt ausgerichtet sind, nein, man muss sich auch noch mit Fantasysprech rumschlagen, ein Konzept, das ich aus dem kernigsten Kern meines innersten Ichs ablehne, aber mich trotzdem immer wieder beschäftigt.;-)
Ich haaaaasse dieses "Haltet ein, fieser Schurke!" Blabla - niemand in der Geschichte der Menschheit hat jeeeemals so geschwollen dahergeschwallert, es ist ein dummes Mittelalterklischee, das meinen kleinen inneren Historiker auf die Barrikaden treibt, aber das nur am Rande.;-) Selbst wenn man sich mit solchen übertriebenen und unnötigen Auswüchsen gar nicht abgibt, gibt es doch immer wieder Stolpersteine in einem fantasyesken Umfeld, die sich nicht so einfach lösen lassen. Ich habe mich also nach Rückmeldung meiner Beta-Leser damit angefunden, dass Worte wie "Professor" oder "Patrytrick" vielleicht ein wenig modern sind - Professoren gibt es zwar bei Pratchett auch, aber nur in einer umrissenen akademischen Hierarchie und außerdem darf Pratchett auch Dinge wie Forensik sagen *sfz*;-) - aber dabei bleibt es ja nicht. Irgendwann wenn man auf diese Denke einmal eingestiegen ist, fragt man sich plötzlich selbst, ob man Worte wie "effektiv" oder "Routine" verwenden kann? Ich habe diese Überlegungen jetzt aktiv wieder abgestellt - bei dem Partytrick sehe ich die Entwicklung dahinter, die diesen Ausdruck vielleicht für eine Mittelalter/Renaissance angelehnte Gesellschaftsform ein wenig merkwürdig wirken lässt. Bei allem anderen weigere ich mich einfach, und gebe meiner inneren Abneigung nach - warum sollte eine fiktionale Gesellschaft nicht das Wort effektiv erfunden haben und warum sollte ich mir jetzt Mühe geben eine klischeemittelalterhafte Entsprechung zu finden, obwohl ich das gar nicht für sinnvoll halte?!;-)

2. Mehrheitsentscheidungen - ein Kreuz!
Ich erwähnte es glaube ich schonmal, aber ein Hauptproblem von weltbedrohenden Handlungssträngen ist irgendwann immer, dass man (für meinen Geschmack) zuviele Leute einbauen muss, die dazu vielleicht was zu sagen haben. Ein anderer Grund, warum ich nie Fantasy lese, ist der, dass ich ewig lange Plots mit 1000 Charakteren und Nebenschauplätzen irgendwann einfach nur gähnend langweilig finde - ein Problem, dass aber auch andere Genres haben, ich erinnere da an meine Otherland Schwäche, oder die einschläfernden Sargnägel, die teilweise in der "Historienroman"-Ecke so produziert werden.
Um aber meinen unvermeidlichen Kriegsrat ein wenig auf die Spur zu bringen, habe ich mal was Neues ausprobiert - ich weiß nicht, ob mir die Idee selber gekommen ist, oder ob ich sie irgendwo im Internet aufgeschnappt habe, aber das ist ja auch weniger entscheident;-). Jedenfalls geht es darum, dass es wichtige Dinge gibt, die gesagt werden müssen, aber man hat noch keine Ahnung wer was und wie, oder die Argumentation ist schon so kompliziert, dass man gar nicht weiß wo man anfangen soll. In diesem Fall kann man mal ausprobieren, ob es besser wird, wenn man erst einmal nur aufschreibt was gesagt werden muss - also reine wörtliche Rede, Argument, Gegenargument, vielleicht die ein oder andere Erklärung oder Frage dazwischen.
Nachdem ich das für meine Szene durchexerziert hatte, hatte ich schon über eine Seite Text und während des Runtertippens der eigentlichen Problempunkte stellte sich irgendwie auch klarer dar, wer z.B. was einwerfen könnte und welche Einwände/Fragen usw. beispielsweise zu keiner der Hauptfiguren passen würden und wo also noch eine oder mehrere Nebenfiguren her müssen.
In einem großen vollen Raum in einer großen Gruppendiskussion muss ja glücklicherweise nicht jeder was zu sagen haben, die reale Erfahrung zeigt, dass es sich meistens auf nur wenige Gesprächsführende Stimmen beschränkt.
In einem zweiten Schritt kommen dann also die Inquits dazu, Beschreibungen etc. etc und dann ist die Szene plötzlich auch schon fertig, obwohl man sich vorher wochenlang den Kopf darüber zerbrochen hat. Man reiche mir ein Handtuch!;-)

Ich bin nicht sicher, ob diese Herangehensweise jetzt eine neue Arbeitsweise wird (ich habe nicht vor diese Art von Kriegsrat-Szenen überzustrapazieren, weil sie mir zu antrengend sind;-), aber wenn es hakt, kann man es ja mal ausprobieren?

In diesem Sinne ein schönes Restwochenende!:-)

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