Publikationen, Projekte, Persönliches

20.10.2014

Fuck You XL!

Ich habe in der letzten Woche mal wieder versucht nicht-selbtgenähte Kleidung einzukaufen und bin (nicht zum ersten Mal) mit sehr viel Erstaunen an der völligen Willkür von Größenangaben und der seltsamen Auffassung von Nachfrage und Angebot einiger Textilanbieter beinahe gescheitert.

 Ich bestellte eine Lederjacke und ein Top (vom selben Anbieter) bei Amazon und ein T-Shirt bei einer Druckerei (weil es das Motiv, das ich wollte nicht gab, ich mir das also basteln musste). Amazon bietet ja zumindest Größentabellen in cm an, ich konnte also mit ein bißchen Messen feststellen, dass selbst die größte Größe des Anbieters mir nur so grade eben passen würde. Ich wollte die Jacke aber trotzdem und habe mich dann bei Lieferung auch nicht gewundert, dass sie eben so grade passt.
Soweit so gut.
Ich habe mich ürigens auch nicht im Mindesten darum geschert, dass der Anbieter seine Ware aus den USA bezieht und meine Körpergröße da als 2XL-3XL geführt wird. Es mag Menschen geben, die das runterzieht und das kann ich auch nachvollziehen, aber man sollte sich immer bewußt machen, dass man nicht über Nacht 3x dicker geworden ist, nur weil irgendeine seltsame Firma ihre Kleidergrößen so definiert. Common Sense, it works! ;-)

Das Top derselben marke war allerdings witzigerweise mindestens 2 Größen zu klein, wie übrigens auch das T-Shirt (XL nach EU Standart) - ich habe beide mal vermessen und bin auf eine ungefähre Kleidergröße 40/42 rausgelaufen (die Jacke war eine 42/44)... Kleidergröße 42 ist also scheinbar schon so unfassbar riesig, dass größere Größen nicht mal mehr im Sortiment sind?
Wow.

Nun gibt es mehrere Möglichkeiten auf diese Tatsache zu reagieren. Die gesellschaftliche Konditionierung würde uns vermutlich nahelegen erstmal ausgiebig im Selbsthass zu baden und uns zu fragen warum nur wir nicht so dünn sein können, wie die Mode das von uns will - gefolgt von einer blinden Aktionimuswelle, in der wir Geld in der Rachen der nächsten Diät stecken, die uns begegnet. Man könnte aber auch etwas tun, das wirklich funktioniert und tatsächlich zum Wohlbefinden beiträgt, kurz gesagt: Put the problem where it belongs!
Es ist ja kaum meine Schuld, dass diese Anbieter seltsame Vorstellungen haben, was die Ausmaße der "normalen Frau" angeht und daher nicht in der Lage sind ihre Kleidung verständlich auszuweisen, oder breiter gefächert anzubieten, so dass ich etwas kaufen kann, das mir auch passt. Allerdings wird es in diesem Moment praktisch zu meinem Problem, das nach einer Lösung verlangt:
Zuallererst kann man die nicht passenden Kleidungsstücke natürlich zurückschicken, vorzugsweise mit dem Hinweis, dass man die Willkürlichkeit ihrer Labels etwas nervig findet, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass sie es einem Großteil von normal bis übergewichtigen Frauen verweigern ihre Produkte kaufen zu können. Der letzte Punkt ist optional, weil wer Geld nicht will, kriegt halt keins - man kann sich allerdings wundern, ob diese Designer tatsächlich annehmen, dass wir uns alle dünn-hungern, nur um ihren Kram kaufen zu dürfen und selbst wenn (das funktionieren würde), dass das dann so schnell ginge, das sie nicht vorher lange Bankrott gegangen sind....aber man kann sich vermutlich auch gewinnbringendere Beschäftigungen suchen.;-)

Eine Alternative zum Umtausch - wenn das beispielsweise aus irgendwelchen Gründen nicht geht, die Kleidungsstücke erst nach einer Weile einlaufen, oder wir vielleicht ein paar Kilo zugelegt haben (man sollte ab und zu mal daran erinnern, dass das kein Verbrechen ist, weder gegen die Menschlichkeit noch sonstwie^^ )- ist z.B. sich die Verarbeitung genauer anzuschauen.
Viele Labels legen striktere Maßstäbe an die "ästhetischen Maße" ihrer Zielgruppe an, als an die Verarbeitung ihrer Klamotten und gerade T-Shirts sind oft ziemlich einfach "gestrickt" - eine Seitennaht von der Hüfte bir zum Ärmelsaum und zwei Nähte an den Schultern, fertig.
Diese Verarbeitung macht es ziemlich einfach die seltsamen Größenvorstellungen wieder zu korrigieren. Hier eine kleine Fotostory mit dem Titel "Wie aus drei untragbaren T-Shirts 2 völlig tragbare wurden.";-)

Man nehme 2 T-Shirts, die nicht (mehr) passen und ein wenig T-Shirt Stoff in derselben Farbe - hier entnommen von einem alten Shirt mit unschön ausgewaschenem Aufdruck, aber tadellosem Stoffzustand.;-)

Dann messe man wieviele cm Umfang zu einer bequemen Passform fehlen, teile die Zahl durch 2 und fertige entsprechend 2 Stoffstreifen an (die 1-2cm Nahtzugabe nicht vergessen!).

Jetzt nur noch die Seitennähte auftrennen, Stoffkeil einsetzen und dann wieder zunähen. Zum Schluss noch die Säume an Hüfte und Ärmeln wieder einschlagen und Tadaa schon haben wir das Problem beseitigt - mit nicht mehr als 1Stunde Arbeit und das auch nur, wenn wir sehr vorsichtig beim Nähte aufmachen sind.;-)
Man bemerke unten, dass ein altes T-Shirt den Vorteil hat, dass man die Naht an der Hüfte quasi schon "mitgeliefert" bekommt und gar keinen Saum mehr machen muss. Faulheit rules!;-)
Derselbe Trick funktioniert natürlich auch umgekehrt - man kann auch an beiden Seiten Streifen herausnehmen, das soll ja Gerüchteweise auch ab und zu mal notwendig sein (bei mir jetzt nicht, aber macht ja nix;-).


Und als Beweis, dass man das wirklich Tragen kann, hier ein Foto von mir und meinem Pratchett Shirt, glücklich wiedervereint, nachdem es leider mal bei 60° mitgewaschen wurde. (Vorher war es aber auch schon sehr klein für XL, jetzt passt es definitiv besser als je zuvor.^^)

In diesem Sinne: Fuck you XL, ich bin Herrin meiner Nähmaschine und deine Auffassung von Körpermaßen interessiert mich nicht die Bohne!;-)

4 Kommentare:

  1. Das hab ich mühsam mit alten Jeans gemacht. Und dann gleich nochmal gefühlte 10cm Oberschenkelumfang zugenommen. Das war... ahem.

    Aber bei dem Thema fällt mir doch glatt eine Erfolgsgeschichte ein, dich ich dir noch gar nicht erzählt hatte.
    Und zwar hab ich doch meiner Hausärztin (die meinte, Magenbeschwerden sind doch auch ganz nett, da nimmt man ab, und Diät funktioniert und überhaupt!) jenen welchen Artikel gemailt. Und bei meinem Temin danach hat sie sich artig dafür bedankt und gesagt, das hätte ihr zu denken gegeben, sie würde ihre Praxis da jetzt ändern.
    Yesssssssssssss :D

    AntwortenLöschen
  2. Wohoo! Es geschehen noch Zeichen und Wunder! :-)
    Der Artikel ist aber auch echt gut, muss man so sagen.

    Trotzdem, meinen tiefsten Respekt für deine Gedult und den Einsatz, den du da immer wieder in die Bildung deines "medizinischen Personals" investierst!
    Als jemand, der solchen Disskussionen aus reinem Energiemangel meistens aus dem Weg geht, habe ich ein bißchen ein schlechtes Gewissen, aber hauptsächlich freut es mich, dass wenigstens eine von uns die Eier in der Hose hat solchen Falschinformationen von angeblichen "Experten" mal gegenüberzutreten! :-)
    Ich ziehe den nicht vorhandenen Hut!

    AntwortenLöschen
  3. Danke *hofknicks* :) Das ist alles die Kraft meiner Wut, in was anderes als guttural-armwedelnde Ausbrüche gechannelt :D

    Und, ich sag mal, deine Energie und deine Zeit sind dein und nur dein, und du bist frei, deine Schlachten so auszuwählen, wie es dir am besten passt :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. I know, I know, aber manchmal ist das nicht so ganz einfach - hatte ich diesen Montagwieder ein Erlebnis zu, das mich immer noch beschäftigt. Werd ich nochmal drüber schreiben demnächst, wenn ich das im Kopf sortiert habe!

      Löschen

Vielen Dank!