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20.04.2012

Elisabeth zum 2. - die Kinoversion

Wer mich kennt, weiß, früher oder später mache ich meine Ankündigungen dann doch wahr (meistens später;), daher hier die Folgefrage zum Königinnen-Ostern:
TV oder Kino Elisabeth - wer unterhält besser?

Um dieser Frage nachzugehen haben wir gleich beide Filme nochmal gekukt, wobei ich den ersten Teil schon kannte, Das Goldene Königreich für mich aber neu war.

Da die Filme beide schon älter sind, gehe ich mal davon aus, dass die meisten wohl schon wissen wovon ich spreche, daher werde ich mich mal auf den Vergleich konzentrieren - und da muss ich sagen schneidet die Kinoversion katastrophal schlecht ab!

Ehrlich, ich hatte den ersten Teil ziemlich verdrängt, sonst hätte ich niemals behauptet, dass sich die HBO zu 90% besser an die historische Vorlage hält - es sind eher 250%!
Vielleicht hatte der Film auch Glück und beim ersten Sehen hatte ich noch keinen Abschluss in Anglistik  & Geschichte mit Schwerpunkt Englische Renaissance und noch kein "Tudor-Regalbrett" in meinem Geschichtsbücher-Fundus, aber eigentlich kann ich mir das nicht wirklich vorstellen.

Woran es auch immer liegt, das Drehbuch beider Filme hat mich einfach nur geärgert. Nicht nur, dass hier historische Begebenheiten ein wenig umgedeutet werden (das lasse ich eigentlich immer gelten, schließlich ist es im Medium Film nicht einfach die 500handelnden Personen an so einem Hof einzuführen, ohne den Überblick zu verlieren), es werden einfach völlig hahnebüchene Dinge dazuerfunden. Wer sich also darüber wundert, dass in der HBO Verfilmung Robert Dudley noch vorkommt, obwohl er im Kinofilm in spanisch-katolische Verschwörungen verstrickt war - das liegt einfach daran, dass Shekhar Kapur meint er könnte Geschichte "besser machen".
Und was fast noch schlimmer ist, als die vollkommen unnötige Verbreitung von historischen Abstrusitäten (wer einen Kinofolm sieht und meint er könnte daraus "Faktenwissen" ableiten, dem ist eh nicht mehr zu helfen;), das Drehbuch funktioniert auch unabhängig vom Hintergrund nicht!

In beiden Filmen finden sich logische Lücken in Erzählweise und Charakterdarstellung. Ich nehme nochmal die katolische Verschwörung als Beispiel, die so halb hingerotzt bleibt, ohne dass man am Ende wirklich weiß warum sich nun wer daran beteiligt und wo Verdächtige einfach mal in dunklen Ecken niedergemetzelt werden, wo es doch vorher hieß man könne sie nun endlich  mit Beweisen "überführen"...

Was bleibt also? Als Ver-Filmung kann man die Kinoversion gepflegt in die Tonne treten und als Filme an sich haben sie auch noch Logiklücken - das zusammen genommen ist schon ziemlich schwach, eins von beidem hätte ich jeweils verziehen.
Bleibt uns also nur uns an den zugegebenermaßen guten Schauspielern, Kostümen, Kulissen und einigen netten Effekten festzuhalten, auch wenn der zweite Film mir in seiner "Ikonen-Darstellung" zu sehr in schlimme Klischees abdriftet (Ich sage nur: floureszierende Pferde und ein Schlussbild mit Baby in Madonnen-Glanz...puh!).

Aber da ich ein Buch auch nicht kaufe, weil der Autor berühmt und das Cover nett gemacht ist, so kann ich leider auch keinen Film empfehlen, bei dem nur Darsteller und Ausstattung nett ausgesucht sind.

Ich vergebe also mal aus kreativer Entäuschung heraus 1,5 von 5 Kronen, wobei ich es mir nicht nehmen lasse allein 0,5 Punkte noch zusätzlich dafür abzuziehen, dass das "Making of" auf DVD 1 (das zum zweiten Teil hab ich aus lauter Frust schon gar nicht mehr angemacht;) aus einem gefühlt 3Stunden langen Interviewzyklus bestand, in dem jeder nochmal sagen durfte warum der Regisseur total toll ist...Sorry, aber DAS ist kein Making of!

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